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Reise entlang Don und Khopjor 2001

Vorbemerkung zu den Fotos

Die Fotos wurden von mir mit einer russischen Zenit aufgenommen. Ich hatte zwei Wechselobjektive mit festen Brennweiten (58mm und 135mm). Die Kamera war die erste ihrer Art und Reihe mit TTL Belichtungsmessung, das ist zwar schon recht praktisch, man muss aber trotzdem noch an drei Ringen rumdrehen, um Blende, Zeit und Entfernung einzustellen. Leider ist mir die Kamera auf der Wanderung runtergefallen und ich musste sie reparieren, dadurch ist mir leider ein Film kaputtgegangen, aber es war eh nur der interessanteste... :-( Seit dem Fall der Kamera sind einige Bilder mit zusätzlichen Lichteffekten ausgestattet. Für die teilweise schlechte Qualität ist trotz intensiver Nachbearbeitung mein Scanner verantwortlich, der leider mit Dias nicht so gut umgehen kann.

Vorbereitungen und Anreise

Wir hatten uns im Jahr zuvor am Baikalsee kennen gelernt und ein Jahr lang den Kontakt per E-Mail aufrecht erhalten. Irgendwann hatten wir dann beschlossen, eine gemeinsame Wandertour zu unternehmen. So bin ich denn Anfang August nach Moskau gefahren zu Tanja. Nach einer Woche Ziel aussuchen, planen und vorbereiten sitzen wir dann endlich im Zug nach Rossosh' (Россошь) wo wir morgens um 5h ankommen. Mit dem Autobus geht es weiter nach Novaja Kalitva (Новая Колитва) [1].

Von Novaja Kalitva bis Belaja Gorka

Als wir aus dem Bus aussteigen, ist es schon relativ warm. Wir befinden uns am Ende des Dorfes. Unter uns liegt der Don. Wir befinden uns in einer typischen Steppenlandschaft: Ebenen, teilweise durch Baumgürtel unterbrochen, mit scharfen Einschnitten zum Fluss hinunter. In den tieferen Lagen am Fluss entlang Laubwälder und Gesträuch. Außerdem gehört diese Region zum sogenannten "Zentralen Schwarzerdegebiet". Das Gestein unter der Humusschicht ist hier ein relativ weicher Kalk. Alles ist trocken. Der Don bei Novaja Kalitva Der Don bei Novaja Kalitvá Wir steigen zum Fluss ab und gehen endlos an ihm entlang. Die Hitze und die Trockenheit machen mir schwer zu schaffen. Irgendwann klappe ich regelrecht zusammen und bleibe eine Zeit lang wie ohnmächtig im spärlichen Schatten eines etwas kärglichen Gesträuchs liegen. Zum Glück machen wir dann kurz darauf Tee. Lagerküche Unsere Teeküche Zwei Tage marschieren wir so am Don entlang. Abends baden wir im Fluss, es ist immer eine Wohltat nach der Hitze und dem Staub. Wenn die Sonne untergeht, schwimmen wir in einem Meer aus Orange und Blau, die vom Himmel gespiegelt werden. Am Ende des zweiten Tages sind wir noch etwa anderthalb Stunden von Derjózovka (Дерёзовка)[2] entfernt. Von dort nehmen wir den Bus nach Boguchar (Богучар). Lagerplatz Unser Lagerplatz vor Derjozovka Boguchar ist so etwas wie ein lokaler Verkehrsknotenpunkt, hier treffen mehrere Straßen aufeinander, und vor allem geht hier die Autobahn nach Moskau durch. Wir essen Gulasch und Bliny an einer Bude an der Straße. Das Gulasch besteht aus den erwarteten Fleischwürfeln mir Saft, die allerdings nach russischer Sitte auf Kartoffelpüree serviert werden. Ansonsten ist es hier hauptsächlich staubig. Wegweiser "Hartbroting" Wegweiser nach "Hartbroting" in Boguchar. Von Boguchar nehmen wir einen Autobus bis Belaja Gorka (Белая Горка)[3] einem Kurort mit einer Sulfatquelle. Der Don bei Belaja Gorka Der Don bei Belaja Gorka. Hier beginnt nun endlich der langersehnte Abschnitt, zu dem es keine Fotos gibt, weil ich weiter unten meinen Fotoapparat zerstört habe. Die Quelle ist ein runder weißer Turm am Ende der asphaltierten Straße, aus dem an einer Seite ein rostiges, rechtwinklig nach unten gebogenes Eisenrohr ragt, aus dem ein armdicker Wasserstrahl in eine fast einen Meter tiefe, quadratische Betongrube schießt. Das Wasser ist eiskalt und stinkt fürchterlich nach Schwefelwasserstoff (faule Eier). Der Turm ist rundherum mit Autogrammen signiert, die alle Name, Jahr und Herkunftsort der hier gewesenen angeben. Und man sollte das nicht unterschätzen, ich hab sogar einige österreichische Besucher gefunden. Was den Kurort betrifft, beschränken sich, soweit ich das in Erfahrung bringen konnte, die Einrichtungen auf diesen Turm mit dem rostigen Rohr und dem quadratischen Abfluss aus Beton. Am Rand der befahrbaren Schotterfläche rund um den Turm finden wir die "Gräber": Gruben, etwa einen bis anderthalb Meter lang, und jeweils einen halben Meter breit und tief, der Boden nicht selten mit Stroh ausgelegt. In einigen ein Zettel mit der Aufschrift: "besetzt". Sonderbare Gebräuche in dieser Gegend denke ich mir, oder sollte das Wasser doch nicht so heilkräftig sein? Etwas weiter löst sich das Rätsel: eine Grube ist mit einer plastikfolie ausgelegt und mit dem Wasser aus der Quelle gefüllt. In der Sonne soll sich das Wasser etwas aufwärmen, bevor sich die Kurgäste in ihre Wannen zur Heilwasseranwendung legen. Zum Don geht es hinunter und wir finden eine etwas vertrocknete Wiese mit den Unterkünften der Kurgäste vor: Zelte. Wir stellen unseres dazu und erfahren, dass es ein Stück weiter weg eine Quelle gibt, deren Wasser nicht ganz so heilkräftig und dadurch etwas geruchs- und geschmacksneutraler ist. Trotzdem noch gewöhnungsbedürftig. Im Dorf erstehen wir nach einigem Betteln ein paar Tomaten, die Leute haben selber zu wenig vom wertvollen Gemüse. Nach dem staubigen Tag ist das Baden im Fluss wieder einmal eine Wohltat. Am nächsten Tag, den wir zum Rasttag erkoren haben, lernen wir noch eine weitere Heilanwendung des Wassers kennen. Man nimmt den Schlamm, der sich im Abflussgraben der Quelle bildet und matscht sich ganzkörperlich damit ein. Das Wasser soll gegen Rheuma und alle möglichen Hautkrankheiten helfen, manche kommen schon viele Jahre hierher.