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Bad Allá

21.8.2005

Großes Packen schon vor dem Frühstück. Danach Putzen. Während wir auf den Gepäcktransport warten, beginnt es zu regnen. Wir marschieren gut 2h im Regen zur Bergkette und dann in einem Tal ein wenig nach oben. Als wir eintrudeln, ist der Regen vorbei. In der Küche, die in einem Holzschuppen eingerichtet ist, brennt schon ein Feuer und das Mittagessen wird gekocht. Zwei Gebäude stehen hier mit Zimmern für Touristen. Alles sieht relativ neu oder gut renoviert aus.

Der Marsch im Regen ist in der Tat ein wenig triste, obwohl so eine verregnete Wanderung auch schöne Qualitäten hat. Unterwegs haben wir dann noch einmal dem Gotte Burhan geopfert. Bad Alla Die Wohnhäuser im Kurort

Das Erholungsheim Allá, wo wir nun sind, befindet sich auf der rechten Talhälfte über dem Fluss Allá, den man von unten rauschen hört. Auf einer Lichtung im Kiefernwald stehen ein zwei Häuser und der Küchenschuppen. Wir tragen noch einen Tisch auf die Veranda des einen Hauses und haben so unser Speisezimmer. Wir Jungs richten uns im anderen Haus ein.

Stellvertretende Hausherrin ist Zoja, eine sehr hübsche Burjatin. Sie vertritt den Großvater, der erst später in Erscheinung tritt. Wie er wirklich heißt, weiß ich nicht. Der Enkel war jedenfalls Maxim, ein richtiger Rotzbengel, aber sehr nett. Zoja ist Künstlerin und bemalt Steine, die sie als Souvenir verkauft. Wunschstreifen Gebetsfahnen an den Bäumen Kinderwunschwiegen Kinderwunschwiegen

Nach unserem Mittagessen werden wir von Zoja in die Örtlichkeit eingeführt. Ein Stück von den Häusern weg im Wald ist ein heiliger Platz des Burhan. An allen Bäumen hängen weiße und blaue Stoffstreifen und einige Haddaks. Aufgrund der hier zahlreich lebenden Schlangen — ich habe leider keine gesehen — gilt die Schlange als Herrin des Ortes. Eine zweite Besonderheit wird durch die in die Bäume gehängten Kinderwiegen deutlich: Paare die sich Kinder wünschen kommen hierher und hängen solche Wiegen mit Puppen in den Baum.

Wir werden davor gewarnt, die Stoffbändchen zu berühren, es könnte schlechte Energie auf uns übergehen. Das Anbringen der Bändchen ist immer mit einem Wunsch verbunden. Chum Ein Chum (Tschum), die traditionelle Sommerbehausung der Evenken

Unser Weg führt uns nun hinunter ins Flusstal, im Wald steht ein Tschum, die traditionelle Behausung der Evenken. Es hat die Form eines Tipi und besteht aus dünnen Stangen die Kegelförmig zusammengestellt und mir großen Rindenstücken von Kiefern bedeckt sind. Das Flußtal der Alla Das Flusstal der Alla

Als wir aus dem Wald heraustreten, befinden wir uns im Flusstal neben dem Fluss. Große weiße Kullersteine, ein recht lebhafter eisiger Bergfluss, ein wenig Sand und eine herrliche Aussicht auf die Berge rundum. Ein Stück Flussabwärts steht ein kleines Steinhaus. Darin befindet sich die warme Badequelle. Es riecht stark nach Schwefelwasserstoff. außer der Badequelle gibt es noch einige Trinkquellen mit Schwefelwasser in unterschiedlichsten Temperaturen zwischen kalt und etwa 70 Grad. Das Badehaus Das Badehaus

Die Handhabung der Quellen ist an relativ strenge Regeln gebunden. So darf man nur eine ungerade Anzahl an Anwendungen vornehmen. Man darf auch kein Wasser aus der Badequelle mitnehmen, begründet wurde dies mit der Heiligkeit der Quelle, aber dahinter steht wohl, dass nur sehr wenig Wasser nachfließt und eine Entnahme nur langsam wieder ausgeglichen würde. Eine Grundregel in der ganzen Region ist: man darf nichts nehmen ohne was zu geben. Davon zeugen die Münzen und Streichhölzer neben den Trinkquellen. Die Anwendungsbereiche der Trinkquellen sind auch recht speziell: Eine Quelle ist für Appetit, eine andere für den Magen, eine dritte für die Leber.

22.8. – 25.8.2005

Wasserfall Der Wasserfall, zu dem wir den Weg gebaut haben Nach dem Frühstück auf der Veranda führt uns Зоя zu den Wasserfällen. Der eine ist auf der anderen Seite des Flusses und von weitem zu sehen. Der andere ist etwas versteckter und kleiner. Dafür kann man direkt hingehen. Die Regensachen haben wir umsonst mitgenommen. Mittlerweile scheint die Sonne und es ist richtig heiß. Brückenbaustelle Eine Brücke soll hier gebaut werden

Der Morgen war noch etwas kühl und trüb, aber das Wetter hat sich wieder vollständig erholt. Anja, Abe, Jon und ich beginnen den Aufstieg zum Wasserfall zu bauen. Die anderen fangen an, den Weg durch den Wald zu säubern. Wir arbeiten von oben nach unten, tragen Steine, schneiden Äste und bewegen viel. Heuschrecke Eine Heuschrecke

Diese Programm setzen wir am nächsten Tag fort. Zu Mittag ist der Aufstieg fertig und wir beginnen, sturzgefährdete Bäume längs des Weges durch den Wald zu fällen. Echte Knochenarbeit mit der Handsäge und ein paar halbkaputten Äxten. Dazu kommen kleine schwarze Fliegen die sich überall hinsetzen und sich bis zum Blut durchbeißen, sehr schmerzhafte Erfahrung das ganze.

Da wir flott gearbeitet haben und das Pensum erfüllt ist, machen wir am nächsten Tag eine Bergbesteigung. Direkt hinter unserem Haus ist ein recht ansehnlicher Brocken, den wir nun erklimmen. Weg gibt es keinen, aber eine Richtung: hinauf! Über Steilhänge und Geröll. Nicht alle schaffen es bis zum Gipfel. Auch ich ruhe mich auf dem Gipfel für arme, einem Absatz etwa hundert Höhenmeter unter dem richtigen Gipfel, aus. Der Abstieg ist noch schlimmer. Ständig rutscht man, irgendwas poltert in die Tiefe. Aber die Aussicht auf das Barguzintal war die Mühe wert. Ich bin erschöpft und setze mich gleich in den Schatten. Von hier oben sieht man das weiter Bargusintal mit dem Dorf Allá, den Seen, an denen wir gearbeitet haben und das Tal der Alla, die nicht ihr ganzes Bett ausnutzt und teilweise verzweigt dahinfließt. Das Rauschen ist auch hier noch zu hören. Nach einer Weile kommen die Gipfelstürmer zurück und stürmen ins Tal hinunter. Nebelverhangene Berge Nebelverhangene Berga am Abreisetag Unser Wegschild Das Schild für den Eingang zum Weg Unsere Gruppe Gruppenfoto

Der letzte Tag vergeht sehr geruhsam, da es regnet. Einige Fleißige malen ein Schild für den von uns gesäuberten Weg. Martina und ich haben seit gestern Küchendienst und versorgen die Brigade mit Essen. Am Abend beim Spielen passiert dann noch ein Unglück: Ossi, fällt etwas unglücklich und renkt sich die Schulter leicht aus: "Deutsche Soldat kaputt!" wie er dann später den Vorfall beschreibt.